Das Sanktuarium der Barmherzigkeit Gottes
Auf Initiative des jungen Professors des Priesterseminars, Antoni Julian Nowowiejski, des späteren Plocker Bischofs, gegen Ende der 80. Jahre des 19. Jahrhunderts, nahmen die Schwester ohne Ordenstracht eine Arbeit im Frauenhausdienst auf. Bald betreuten sie vor allem Mädchen aus verwahrlosten und armen Famielien. Im Jahre 1891 wurde zu diesem Zweck das Erziehungsheim des Schutzengels gegründet. Seit 1899 wurde das Erziehungsheim durch die Kongregation der Schestern der Muttergottes von der Barmherzigkeit geführt. Diese Kongregation wurde im Jahre 1862 von der Fürstin M. Teresa Ewa Sułkowska Potocka gegründet. Das erste Haus der Barmherzigkeit enstand in der Żytnia-Straße in Warschau. Die nach Plock herbeigeholten Schester weiteten ihre karitative Tätigkeit mit u.a. Berufsunterricht aus. Das Erziehungsheim vergrößerte sich ganz schnell. Anfangs wurden hier 50 Mädchen untergebracht, nach der Eröffnung der Stara-Biała-Filiale war die Anzahl der Pflegetöchter wesentlich gewachsen.
Das Erziehungsheim des Schutzengels befand sich in drei, am südöstlichen Rande des Altmarkts gelegenen Mietshäusern. Das älteste Mietshaus (Nr. 14) stammt aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, zwei andere Mietshäuser wurden von dem bekannten Architekten, Stefan Szyller, umgebaut. Im Jahre 1950 wurde das Erziehungsheim durch die komunistischen Behörden geschlossen. Die Schwester wurden nach Biała, weit von der Stadt entfert, weggebracht, wo sie weiter die Mädchen, die in ihren Familien das Kind nicht gebären konnten, betreuten. Anfangs wurde ein staatliches Kinderheim am Altmarkt geöffnet, später wurden die Gebäude baufällig.
Schwester Faustyna Helena Kowalska wurde am 25. August 1905 in einer Bauernfamilie im Dorf Głogowiec goboren. Die Anfangsschwierigkeiten zusammen mi dem Widerstand ihrer Eltern und der Absage verschiedener Orden überzeugten sie nur davon, ihr Leben dem Gottvater zu schenken. Sie wurde erst am 1. August 1925 von der Kongregation der Schestern der Muttergottes von der Barmherzigkeit aufgenommen und erhielt den Ordensnamen Maria Faustyna vom allerheiligsten Sakrament. Im Jahre 1930 zog sie nach Plock um, wo sie zwei Jahre lang als Köchin und Verkäuferin in der Bäckerei arbeitete. Am 22. Februar 1931 hatte Schester Faustyna ihre erste und wichtigste Offenbarung des Barmherzigen Jesus, von dem sie einen Auftrag erhielt, das Bild der Göttlichen Barmherzigkeit - des Barmherzigen Jesus zu malen. Nach seinem Wunsch sollte auch der Sonntag der Barmherzigkeit als Fest der Göttlichen Barmherzigkeit am ersten Sonntag nach Ostern eingeführt werden. Das erste Bild vom Barmherzigen Jesus wurde nach den Anweisungen der Heiligen Schwester Faustyna Kowalska 1934 während ihres Aufenthalts in Vilnius in der Werkstätte von Eugeniusz Kazimirowski gemalt. In der Klosterkappelle wurde im Jahre 1939 das über den Zweiten Weltkrieg erhalten gebliebene Bild des Barmherzigen Jesus aufbracht, in dem alle Bedürftigen während der Kriegszeit nach Trost suchten. Das Plocker Bild wurde 1991 von der Künstlerin Elżbieta Plewa-Hoffman gemalt.
Im Juni 1990 kehrten die Schwester der Muttergottes von der Barmherzigkeit zu den Gebäuden am Altmarkt, die jedoch einer Grunderneuerung bedürftigten. Auf dem Gebiet des Klosters befindet sich eine Kapelle mit dem Bild des barmherzigen Jesus, dem Bild der Schester Faustyna und ihren Reliquien. In dem Kellergeschoß wurde hier das St.-Faustyna-Museum mit der ehemaligen Bäckerei, einer rekonstruierten Klosterzelle und mehreren Andenken an die Schwester eröffnet. Die Ausstellung präsentiert auch die Entwicklung des Kultes der Göttlichen Barmherzigkeit in Polen und weltweit. Auf der Stelle des ehemaligen Klostergebäudes mit der Zelle der Schwester Faustyna befindet sich der Chor der neulich gebauten Kapelle.
Schwester Faustyna wurde am 18. April 1993 selig gesprochen und am 30. April 2000 erfolgte ihre Heiligsprechung durch Papst Johannes Paul II. Die Plocker Kapelle wurde zum Sanktuarum erhoben, weil hier die Kündigung der Barmherzigkeit Gottes ihren Anfang hatte.
Seit 2009 befindet sich in dem Sanktuarium das sogenannte Fenster zum Leben für die verlassenen Nuegeborenen.
Haben Sie das gewußt?
Im Jahre 1986 während archäologischer Untersuchungen auf dem Klosterhof wurde eine sensationelle Entdeckung gemacht. In dem entdeckten Brunnen wurde eine Vorgängerin der Geige, die Plocker Fidel aus dem 15./16. Jahrhunert, gefunden. Das ist ein sechssaitiges Instrument, das einzige Stück in ganz Europa, das vorher nur aus der altpolnischen Literatur bekannt war. Die restaurierten Kopien des Instruments werden schon von den Folktruppen genutzt.