Die Basilika Mariä Himmelfahrt
Plock, eine Piastenburg auf der Tumsker Anhöhe, wurde gegen Ende des 10. Jahrhunderts gegründet. 1075 wurde die Stadt Sitz eines Bistums, zu dem das ganze Masowien zusammen mit dem nördlich-östlichen Teil des Landes gehörte. Auf dem Burgsgebiet, anstelle der früheren Kirche aus Mitte des 11. Jahrhunderts, enstand die erste Kathedrale aus Stein. In der Kathedrale wurde Władysław I. Herman mit seiner Frau, die Eltern von Bolesław III. Schiefmund, begraben. Im Jahre 1127 wurde die Kirche während des Angriffs der Stämme aus Pommern zerstört, und die Gebeine der Fürsten profaniert. Die neue, auf Initiative des Bischofs Aleksander von Malonne an derselben Stelle erbaute Kathedrale wurde 1144 geweiht. Die romanische, dreischiffige Basilika mit Absiden an den Endseiten des Chors und des Querschiffes, aus den sorgfältig bearbeiteten Granitsteinen gebaut, war damals das größte Sakralgebäude in Polen. Die Kathedrale wurde in einem charakteristischen, mosischen Stil erbaut. Es gab vermutlich Türme an der westlichen Fassade und an der Kreuzung des Schiffes mit dem Querschiff.
Aus dieser Epoche stammen die prachtvollen Bronzetüren, die von dem Bischof in Mageburg einige Jahre später bestellt wurden. Auf den 26 Bronzeplatten wurden bildhaft Szenen aus dem Leben von Jesus und den Aposteln vorgestellt. Auf einer Platte wurden der Bischof Alexander und der Erzbischof von Magdeburg Peter Wichmann vorgestellt. Auch Künstler malten ihre Abbilder auf den Türen. Das Ganze wurde mit Pflanzenmotiven verbunden. Damals gab es nicht so viele Kirchen in Europa, die sich solchen kunstvollen Schmuck leisten konnten. In dem nächsten Jahrhundert wurden sie vermutlich während eines der Angriffe von den Litauern geraubt und dem Fürsten von Weliki Nowgorod (Rus) geschenkt, wo sie sich noch heute in der Kiewer Sophienkathedrale befinden. 1981 wurde eine treue Kopie angefertigt und in der Kathedrale aufgestellt.
In dem für Plock stürmischen 13. Jahrhundert erlitt die Kathedrale mehrmals Verluste infolge der Angriffe der nördlichen Stämme. Gegen Ende des 13. Jahrhunderts wurde an die Fassade eine Vorhalle mit zwei gotischen Türmen auf beiden Seiten angebaut, die im Jahre 1492 wegen ihrer Baufälligkeit gesenkt werden mußten. Seitdem befinden sich die Kathedralglocken in der damals erhöhten Schlossbastei, die als Glockenturm dient (der Uhrturm).
Im Jahre 1530 infolge der durch den Blitzschlag verursachten Brand stürzten ein Teil der Wänder und das Gewölbe ein. Auf Initiative des Bischofs Andrzej Krzycki wurde der Wiederaufbau der Kirche von Grund auf begonnen, indem die romanischen Steinblöcke genutzt wurden. Anfangs wurden die Bauarbeiten durch die italienischen, auf der Wawel-Anhöhe arbeitenden Architekten, Jan Cini, Bernardino de Zanobi de Gianotis und Filip da Fiesole, geführt. Nach dem romanischen Entwurf wurde eine dreischiffige Basilika in dem Renaissanestil mit einer Kuppel an der Kreuzung des Kirchenschiffs mit dem Querschiff erbaut.
Der Bau wurde 1563 von dem Architekten Jan Baptysta, „Venediger” genannt, beendet. Die Kirche erhielt damals ihre endgültige Gestalt. Das war die größte Kirche, die in dem 16. Jahrhundert in Polen erbaut wurde. Zerstört wurden leider damals die reichen, architektonischen Details und die gotische Innenausstattung der Kirche.
In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurden die Türme mit den Barockhelmen verziert. Nach den folgenden 100 Jahren wurde die Kathedrale baufällig und bedurfte grundsätzlicher Renovierung. Im Jahre 1778 wurden die geborstenen Mauern der Türme und Fassaden mit einem klassizistischen, von Dominik Merlini entworfenen Säulenportikus unterstützt. In dieser Gestalt ist die Kathedrale bis zu Beginn des 20. Jahrhundert erhalten geblieben.
In den Jahren 1901-1903 wurde die Kathedrale gründlich renoviert und umgebaut, um dem Gebäude das ehemalige Renaissaneaussehen wiederzugeben. Die Bauarbeiten wurden von dem bekannten, Warschauer Architekten, Stefan Szyller, durchgeführt, der auch den größten Teil der Innenausstattung entwarf (den Hauptaltar, die Nebenaltäre, die Kanzel, und die Chorgestühle). Von der vorherigen Innenausstattung wurden alle wertvollen Renaissance- und Barockaltäre, Grabmäler und Grabinschrifte hinterlassen. Bemerkenswert sind die Altäre im Kirchenshiff: der Altar der Muttergottes von Masowien aus dem Jahre 1634, und der älteste Altar der Kreuzigung aus dem Jahre 1600. Der Rest der Denkmäler wurde in das zu diesem Zweck neugebaute Kathedralmuseum verlegt. Die enthüllten Kapitellen wurden an der Wand neben dem Gebäude gemauert. In der Königlichen Kapelle unter dem nördlichen Turm befinden sich die Marmorsarkophage mit den Gebeinen zweier Fürsten Masowiens, Władysław I. Herman und seines Sohnes Bolesław III. Schiefmund, und in der Gruft unter der Kapelle die Gebeinen der 15 masowischen Fürsten. Die Marmorsarkophage wurde von dem Maler, Zygmunt Vogel, im Jahre 1825 entworfen. In den Jahren 1904-1914 wurde die reiche, das ganze Innere der Kathedrale verzierende Polychromie von Władysław Drapiewski und Mikołaj Brucher gemalt. Während des Zweiten Weltkrieges wurde der Glockenturm des Heiligen Siegmund durch den Bombenangriff beschädigt, die Kathedrale wurde als Warenlager genutzt. Zum Glück ist sie ohne größere Kriegszerstörungen erhalten geblieben. Die Kathedrale mit der 900-jährigen Geschichte ist das wertvollste Denkmal der Stadt Plock.
Besonders in dem 15./16. Jahrhudert wurde die Schatzkammer der Kathedrale als eine der reichsten Schatzkammern Polens betrachtet. In der Schatzkammer befanden sich zahlreiche Gaben von Bischöfen, Königen und Fürsten. Im Laufe der Jahrhunderte enstand ein Brauch, nach dem ein goldener Kelch von jedem Bischof des Bistums für die Kathedrale gestiftet wurde. Die Kelche waren auch eine besondere, materielle Absicherung der Kathedrale. Im Jahre 1774 in der Schatzkammer gas es noch 10 goldene Kelche, silberne Monstranzen und Reliquiare, mehrere liturgische Gegenstände, Schmucke, Juwelen, und mit Gold gestickte Gewänder. Obwohl ein Teil der Sammlung zu Beginn des 19. Jahrhunderts verkauft werden mußte, besitzt die Schatzkammer immer noch wertvolle Denkmäler aus verschiedenen Epochen. Bis zu heutigen Zeiten ist der Kelch mit der Platte glücklich erhalten geblieben, der um 1240 von dem Fürsten Konrad I. geschenkt wurde, ein herausragendes Denkmal der romanischen Kunst, und die Krone des Heiligen Sigismund, die Gabe von dem König Kasimir dem Großen, und der goldene Kelch mit Emaillen, die Gabe des Bischofs, Karl Ferdinand Wasa.
Die reiche Sammlung der Sakralkunst: Skulpturen, illuminierte Inkunabeln, Bilder, Kunsthandwerke, liturgische Gewänder, Słuck-Kuntschgürtel kann man in dem Diözesan-Museum besichtigen, das sich in zwei Gebäuden neben der Kathedrale befindet. Die prachvolle Kollektion der Monstranen, Kelche, Reliquiare, und anderen, silbernen Gegenstände ist effektvoll in der ehemaligen Benediktinerabtei ausgestellt.