Die Pfarrkirche des Heiligen Bartholomäus
Die Geschichte der Plocker Pfarrkirche ist eng mit der Stadtgeschichte und ihrer Einwohnern verbunden. Höhen und Tiefen in der Stadtgeschichte beeinflußten nicht nur den Zustand des Gebäudes, sondern auch die Funktionen der Kirche für die Einwohner. Über 150 Jahre lang übte diese Funktionen die Pfarrkirche des Heiligen Bartholomäus.
Am 23. April 1356 wurde die neue, von dem Bischof Klemens erbaute, und von dem König Kasimir dem Großen gestiftete Pfarrkirche geweiht. Das war eine hohe, gotische Kirche mit einer Fassade, einem Giebel von der Weichsel-Seite, und einem Chor von dem Altmarkt. Der massive Glockenturm lag an der nördlichen Wand der Kirche. Das Innere der Kirche wurde in zwei Schiffe durch Pfeiler in der Mitte der Kirche aufgeteilt. Mit ihrer Form bezog sich die Kirche auf die charakteristischen, von dem König in der Umgebung von Krakau gestifteten, Kirchen. Die damals entstehenden Berufsverbände übernahmen das Patronat für die von sich selbst gestifteten Altäre. In dem 15. Jahrhundert enstanden die ersten Kapellen von der Piekarska-Straße.
In dem nächsten Jahrhundert war die Kirche bereits zu klein für die immer größere Zahl der Einwohner. Der Ausbau wurde von Jan Baptysta, einem der Erbauer der Kathedrale, durchgeführt. Die Kirche wurde Richtung Altmarkt verlängert, mit einem vielseitigen Chor mit Strebepfeilern geschlossen, von derselben Höhe wie das Schiff. An der Fassade wurde eine stöckige Vorhalle mit zwei Türmchen auf beiden Seiten angebaut. Soweit von außen die Kirche gotische und renaissance Bauelemente hatte, wurde das Innere der Kirche im reinem Renaissancestil ausgestattet. Nach dem Abriss der mittelalterischen Gewölbe und Pfeiler bildeten der alte und neue Teil der Kirche einen einheitlichen, breiten Raum. Das neue Tonnengewölbe wurde durch die Seitenpfeiler mit den flachen Kapellen bildenden Arkaden unterstützt. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts gab es in der Kirche und den fünf anliegenden Kapellen über 20 Altäre verschiedener Zünfte, Bruderschaften und Familien der reichen Bürger. Seit dem Beginn an der Pfarrkirche gab es eine Oberschule, die sich in dem 16. Jahrhundert in einem stöckigen, gemauerten Gebäude befand und rund 100 Schüler, Kinder der Bürger und hiesiger Adeligen, zählte. Noch in dem 19. Jahrhundert wurde die Schule in den Gebäuden des aufgelösten Dominikanerkolsters geführt.
Seit dem 14. Jahrhundert wurde das Gebiet um die Kirche herum eine Ruhestätte vieler Generationen der Plocker Einwohner. Im Jahre 1781 wurde ein als der Powązki-Friedhof in Warschau ein Jahr älterer Friedhof angelegt. Der Friedhof wurde mit einer Mauer umgeben, und in der Ecke vom Altmarkt befand sich der noch in dem Mittelalter erbaute Glockenturm mt dem Tor. Wegen seiner Höhe befand sich auf dem Turm eine Uhr und ein Beobachtungsposten der Stadtwachmänner. Der während der großen Brand der Stadt im Jahre 1616 zerstörte Glockenturm wurde in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wieder aufgebaut. Der in den letzten Jahren des 18. Jahrhunderts abgerissene Glockenturm wurde erst im Jahre 1884 mit einem neuen Glockenturm ersetzt.
Noch auf der Zeichnung aus dem Jahre 1678 stand es, dass die Kirche ein wahrlich königliches Aussehen hatte. Wegen des Mangels an Gelder für die Sanierung, und der Bewegungen des Weichselkliffes, kam es zu Beginn des 18. Jahrhunderts zu einer Baukatastrophe. Die Mauern barsten, und ein Teil des Gewölbes stürzte nach unten hin. Die nach dem nördlichen Krieg verarmte und entvölkerte Stadt konnte die Last des Aufbaus nicht tragen. Um die Pfarrkirche zu retten, wurde im Jahre 1731 in die Pfarrkirche die Stiftskirche mit ihrem Ehrenausschuss und Geldern aus der Kirche des Heiligen Michael verlegt. Die Kirche des Heiligen Michael wurde dem Jesuitenorden übergeben. Zusätzliche Gelder von dem Kloster machen es möglich, den Umbau zu beginnen. Infolge der erst im Jahre 1772 beendeten Sanierungsarbeiten wurde das Aussehen der Kirche völlig geändert. Das Innere und die Gebäudeform bekamen das heutige Aussehen. Das schwierige Gewölbe, alle Kapellen, die Sakristei, und die Vorhalle mit Türmen wurden abgerissen. Die Spitzfenster wurden gemauert, die Strebepfeiler wurden abgerissen, die rissigen Mauern wurden verstärkt. Es ist eigentlich nichts von den renaissance und gotischen Architekturelementen erhalten geblieben. Die Kirche wurde in eine andere Richtung umgestellt. Auf Kosten der Länge des Schiffes wurde ein Chor von der Weichsel errichtet, hinter dem Chor zwei Sakristeien mit einem Kapitelsaal in der Etage. Das Renaissancegewölbe wurde mit einem flachen Dach umgesetzt. Von dem Altmarkt wurde eine Vorhalle mit dem Haupteingang ausgeteilt. An der neuen Fassade wurden die Mauern des ehemaligen Chors mit erhaltenen Strebepfeilern mit einer bescheidenen Barockspitze mit Spiralvoluten und einem Türmchen verziert. Die foldenden Restaurierungsarbeiten wurden gegen Ende des 19. Jahrhunderts von dem Pfarrer Kazimierz Weloński durchgeführt. Die ganze Kirche wurde restuariert, die alten Altäre in den Arkaden wurden mit sieben neuen, einheitlichen Barockaltären, umgesetzt. Das Innere der Kirche wurde mit Polychromie geschmückt. Die Kirche erhielt von seinem Bruder, dem bekannten Bildhauer Pius Weloński, eine Gabe für den Hauptaltar von fünf, von sich selbst gemalten Bildern, u.a. „Himmelfahrt Gottes”. Ein Glockenturm und ein Pfarrhaus wurden erbaut.
Im Oktober 1842 wurden alle Einwohner der Stadt mit der Nachricht über den unverschämten Diebstahl der wervollen, liturgischen Silbergegenstände und der in der Kirche aufbewahrten Weihgaben schockiert. Im nächsten Jahr erhielt die Kirche von dem russischen Zar Nikolaus die Gabe von einer großen Monstranz, Kelchen, anderen speziell in Sankt Petersburg angefertigten Gegenstände und mit Gold gestickten Gewebe für Messgewänder. Der größte Schmuck des Inneren ist der Marmorhauptaltar, das herausragende Werk des Frühbarocks. Der Altar wurde in den Jahren 1620-1630 nach dem Entwurf von Mateo Castello errichtet. Im Jahre 1856 wurde er in die Pfarrkirche aus der liquidierten Kirche des Heiligen Wojciech verlegt. In der Kirche zeichnen sich auch zwei Bilder mit silbernen Hüllen aus. Die aus der Kirche des Heiligen Michael stammende Pietà aus dem 17. Jahrhundert und die Muttergottes Rosenkranz aus dem 18. Jahrhundert. aus der Dominikanerkirche der Heiligen Dreifaltigkeit. Von der ehemaligen Innenausstattung sind nur die Grabinschriften von Paweł und Apolonia Alantsee aus dem 16. Jahrhundert, die Grabplatte von Franciszek Kramarz und seinem Schwiegersohn, dem Bürgermeister, Marcin Gajnowski, und das große Kreuz aus dem 17. Jahrhundert erhalten geblieben.
Während des Zweiten Weltkrieges war die Pfarrkirche des Heiligen Bartholomäus die einzige, tätige Kirche in dem ganzen Dechanat.
Dank der in den letzten Jahren durchgeführten, architektonischen Untersuchungen der Kirche gewann man neue Informationen über die Geschichte des Denkmals. Man enthüllte damals ein Portal und Spitzfenster der ursprünglichen, mittelalterischen Fassade in der Richtung Weichsel. An den Fassaden der Kirche wurden Umrisse der gotischen und renaissance Architekturelemente gezeigt.