Die Plocker Wissenschaftsgesellschaft
(Narutowicza-Platz 8.)
Mitte des 15. Jahrhunderts, gegenüber der Bischofsresidenz, an der zum Schloss führenden Straße wurde ein gemauertes, gotisches Kanonikatshaus errichtet. Das Haus wurde auf Initiative des Plocker und Warschauer Kanonikers, des Kanzlers des Warschauer Fürsten, Bolesław IV., Stefan von Miszewo zusammen mit dem anderen Kanonikatshaus, dem sogenannten Haus zu den Hörnern, erbaut. Das sind die einzigen, gotischen Wohngebäude, die bis zu heutigen Zeiten erhalten geblieben sind. In den restuarierten Räumen in der zweiten Etage kann man Polychromiedecken aus dem 17. Jahrhundert bewundern.
Im Jahre 1863 nahm sich hier das Leben der Jurist, Wojciech Zegrzda, einer der Anführer des fehlgeschlagenen Sturms auf das Owach-Gebäude während des Januaraufstandes. Ein Jahr später wurde das Gebäude zusammen mit anderen Kanonikatshäusern durch die russische Behörde beschlagnahmnt und auf einer Auktion verkauft. In Jahre 1908 wurde das Haus durch die Plocker Wissenschaftliche Geselschaft gekauft.
Die Plocker Wissenschaftliche Geselschaft (TNP) wurde 1820 auf Initiative des Rektors der Woiwodschaftsschule (die heutige Małachowianka), Kajetan Morykoni, gegründet. Die Mitgründer waren auch u.a. Stanisław Kostka Potocki, der Plocker Bischof Adam Michał Prażmowski, der zu dem ersten Vorsitzenden der Gesellschaft gewählt wurde. Das Ziel der Gesellschaft waren die Entwicklung der Wissenschaft und des Bildungswesens, das Sammeln von Materialien über das Plocker Land und die Bearbeitung der Monographie über die Plocker Woiwodschaft. Zusammen mit der Bibliothek wurde ein historisch-naturwissenschaftliches Museum gegründet. Zu den Mitgliedern der Gesellschaft zählte der bekannte Regionalforscher, Wincenty Hipolit Gawarecki, der Autor zahlreicher Geschichtewerke. Zu den Ehrenmitgliedern gehörten u.a. Bogumił Linde und der Priester, Stanisław Staszic. Infolge der Repressionen nach der Niederlage des Novemberaufstandes wurde die Aktivität der Gesellschaft aufgegeben.
Die Plocker Wissenschaftliche Geselschaft (TNP) wurde 1906 auf Initiative von u.a. Aleksander Maciesza, des Priesters Tomasz Kowalewski, Aleksander Zaleski und Adam Grabowski reaktiviert. Die Museumsammlung und die Bibliothek vergrößerten sich sehr schnell mit übergebenen Gaben. Ein Jahr später erhielt die Plocker Gesellschaft eine wertvolle Büchersammlung mit 25.000 Bänden, die von Gustaw Zieliński in Skępe gesammelt wurden und von ihrem Sohn Joseph der Gesellschaft übergeben wurden. Im Jahre 1930 wurde die Plocker Gesellschaft Eigentümer eines schönen, klassizistischen, ein Jahr früher von dem Architekten, Jakub Kubicki, für Jan Lisiecki erbauten Gebäudes. Wegen der Tympanonsdekoration ist das Gebäude als Haus zur göttlichen Vorsehung genannt. Hier wurden Kultur- und Ethnografiesammlungen zusammen mit historischen Andenken untergebracht, die von vielen Gebern für das neu gegründete Ignacy-Mościcki-Museum übergeben wurden. Nach dem Zweiten Weltkrieg aufgrund von ausgeteilten Sammlungen wurde das Masowische Museum in Plock gegründet. Nach dem Verlegen des Museum in die ehemalige Abtei, seit 1973 befindet sich in dem Mietshaus die Zielinski-Bibiliothek der Plocker Gesellschaft, die eine der größten Büchersammlungen Masowiens ist.
Die Sondersammlung war in dem Seitengebäude an dem alten Kanonikatshaus geblieben. Hier befinden sich die wertvollsten Manuskripte, Druckschriften inklusive Inkunabeln und alte Dokumente, Graphiken und Karten. Zu den interessantesten Werken gehören: “Die Göttliche Komödie” von Dante Alighieri von 1487, die erste Ausgabe des Werkes “Über die Umschwünge der himmlischen Kreise” von Nikolaus Kopernikus von 1543, “Commune incliti Poloniae regni privilegium” von Jan Łaski von 1506, “Die heraldischen Wappen der polnischen Ritter” von Bartosz Paprocki von 1584, “Große Artilleriekuns” von Casimir Simienowicz. Besonders sehenswert ist die wuderbare Kollektion der „Caprichios”, 80 Graphiken von Francisco de Goya, die von Gustaw Zieliński in Florenz gekauft wurde.
Die Plocker Wissenschaftliche Geselschaft (TNP), eine der ältesten Geselschaften Polens, führt die erhabenen Ideen der Gründer von 1820 weiter. Die Mitglieder der Geselschaft stellen verschiedene Untersuchungen an. In dem alten Gebäude finden wissenschaftliche Symposien, Vorträge, populärwissenschaftliche Treffen und Ausstellungen statt. 1997 wurde die Zielinski-Bibliothek der Plocker Wissenschaftliche Geselschaft zu dem exklusiven Kreis der 55 Bibliotheken aufgenommen, die zusammen den nationalen Bibliothekvorrat bilden.