Die Tumsker Anhöhe und das ehemalige Schloss
Die Tumsker Anhöhe, über 40 Meter über dem breiten Weichseltal, ist eine breite Landzunge, die eine günstige Ansiedlungsstelle bildete. Die ältesten, entdeckten Spuren der Siedlung stammen aus der Epoche der Lusitzerkultur. Später wurde die Anhöhe wahrscheinlich nicht bewohnt. Die Entwicklung der Stadt Plock ist eng mit der Bildung des Staates der früheren Piasten verbunden. Die mit einem Erdwall vom Norden umgebene Burg wurde unter Herrschaft von Mieszko I. angelegt. In der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts wurde die ganze Anhöhe mit dem Erdwall umgeben. Bereits damals geb es eine Kirche anstelle der späteren Kathedrale, und in der Nähe eine kleine Rotunde aus Stein. Plock war eine der Stationen des Königs Bolesław des Tapferen, der andauernd sein Land besuchte. Wahrscheinlich von Plock machte sich auf seinen letzten Missionweg nach Prußen der Heilige Bruno von Querfurt.
Seit der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts gewann Plock noch an Bedeutung. Im Jahre 1075 wurde Plock Sitz des neugegründeten Bistums Masowiens und Sitz der polnischen Herrscher: Władysław I. Herman und Bolesław III. Schiefmund. Es waren Residenzen für den Bischof, den Fürsten, seine Familie und den zahlreichen Dienst entstanden. Die erste Frau von Herman war Judyta Czeska, die Mutter Bolesławs, die zweite Frau war Judyta Maria, die Tochter des Kaisers Henryk III. Es wurden Gebäude aus Stein erbaut: die erste Kathedrale und die Fürstenkapelle. Nach dem zerstörerischen Angriff der Pommern im Jahre 1126, nachdem der hervorragende Organisator und Kunstmäzen, Alexander von Malonne Bischof wurde, wurde der Bau einer neuen Kathedrale begonnen. Anstelle der ehemaligen Kirche wurde eine prachtvolle, romanische Kirche aus Granitstein erbaut, die damals das größte Gebäude Polens war. Im Jahre 1144 geweiht, wurde die Kathedrale in der nächsten Dekade mit in Magdeburg errichtetetn Bronzetüren geschmückt. Heutzutage befindet sich in der Vorhalle eine treue Kopie der Bronzetüren. Wahrscheinlich in dem 13. Jahrhundert wurden die Türen während eines der russisch-litauischen Angriffe geraubt und nach Weliki Nowgorod (Rus) weggebracht. Es wurden auch eine Residenz aus Stein, ein Wohnturm mit einigen Etagen, erbaut, dessen bis heute sichtbare Reliquien den Unterbau der späteren Schlossbastei (der Uhrturm) bildeten. Die prachtvolle Kathedrale und der Bischofssitz erhöhten erheblich die Bedeutung von Plock, als nach dem Zerfall des Landes in Teilfürstentümer Plock nur eine Hauptstadt der Piastenfürsten Masowiens wurde.
Die erste Periode des goldenen Zeitalters hatte ihr Ende letztendlich zu Beginn des 13. Jahrhunderts mit den zunehmenden Angriffen der Preußen, Lituaer und Jatwinger. Im Laufe des 13. Jahrhunderts wurde die Burg fünfmal erobert und verbrannt. Gegen Ende des 13. Jahrhunderts wurde der Bau der Wehrmauern anstelle der Wälle von dem Fürsten Bolesław II. begonnen. Bald wurde die Stadt durch die Mauern gegen die Truppen des Königs Władysław I. Ellenlang, die Tschechen und Kreuzritter verteidigt. Es war auch eine neue, gotische Residenz an der Mauer von der Weichsel enstanden. Im Jahre 1351 nach dem Tot des Fürsten Bolesław III. ohne Nachkommen befand sich Plock 20 Jahre lang unter Herrschaft des Königs Kasimir des Großen. Damals wurde die Stadt mit Wehrmauern umgeben, und die ganze Schlossanhöhe mit dem zweiten Ring der mächtigen Mauern mit Basteien und einem hohen Turm (der Adelturm), dem Symbol der königlichen Macht, verstärkt. In dem folgenden Jahrhundert wurde eine günstigere Einfahrt ins Schloss durch das neue Doppeltor neben dem Turm errichtet, der im Laufe der Zeit als Gefängnis diente.
Letztendlich wurde das Fürstentum von Johann I. Albrecht im Jahre 1495, nach dem Tot von Janus II., dem letzten Plocker Fürsten, dem Königreich einverleibt. Das Schloss verlor viel an dem ehemaligen Glanz des Fürstensitzes. Bis zu den Teilungen Polens wurde es durch die königlichen Landräten geleitet. Außer repräsentativer Gebäude auf seinem Gebiet befanden sich mehrere Wirtschaftsgebäude aus Holz und kleine Häuser für Beamten und niedrigrangige Geistliche der Kathedrale. Mindestens seit dem 15. Jahrhundert befanden sich die Bischofskurie und die Kanonikatshäuser in der Nähe des heutigen Narutowicza-Platzes.
Im Jahre 1530 infolge der durch den Blitzschlag verursachten Brand wurde die Kathedrale zerstört. Der Aufbau wurde begonnen, bald kam es jedoch zu einer neuen Katastrophe. Trotz der seit dem Jahre 1517 auf dem Schloss durchgeführten Sanierungs- und Bauarbeiten, infolge der Unterspülung und des Abrutsches des Weichelkliffes, „fielen der schönste Teil des Schlosses zusammen mit der Erde ins Wasser”. So schrieb der Bischof Krzycki an die Königin Bona, die zu damaliger Zeit das Plocker Land als lebenslanges Nutzungsrecht von dem König Sigismund dem Alten erhielt. Es war noch die ehemalige, herausragende Residenz der masowischen Fürste zwischen den Mauern erhalten geblieben, die durch die Bogengäne mit dem Mietshaus im italienischen Stil mit der Aussichtsterrasse über die Weichsel verbunden war. Außer Bona wurde das Schloss jahrelang auch von der Königin Anna Jagiellonica oft besucht. Für kurz hielten sich hier auch Sigismund II. August, Sigismund III. Wasa, Władysław IV. und Johann II. Kasimir. Dramatische Folgen für das Schloss hatten die Kriege mit Schweden. Während des Potops, der Invasion Schwedens in Polen in den Jahren 1655-1660, wurden das Schloss und die Stadt zweimal besetzt, geraubt und zerstört. Im Jahre 1705 wegen der russisch-schwedischen Kriege wurden die Gebäude und Mauern baufällig. Von den seit den 40. Jahren des 18. Jahrhunderts stufenweise abgerissenen Mauern waren noch Reste von der Stadt bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts erhalten geblieben.
Das zweite wichtige Bauwerk auf der Tumsker Anhöhe ist die ehemalige Benediktinerabtei. Die Ursprünge des Ordens gehen bis zum Beginn der Christianisierung Masowiens zurück. In dem 11. Jahrhundert in ihrem Besitz befand sich die Kirche des Heiligen Lorenz, in dem 12. Jahrhudert gründeten sie eine neue Abtei des Heiligen Wojciech. Es ist gewiss, dass sie auch den ersten Kathedralehrenausschuss des im Jahre 1075 gegründeten Plocker Bistums bildeten. Im Jahre 1538 erhielten sie von dem König, Sigismund I. das Gebiet mit den ältesten Gebäuden der Burg aus dem 12. Jahrhundert. Die Benediktiner errichteten eine neue Abtei mit der spätbarocken Kirche, die von der Giebelseite an dem Adelturm anlag, und die Klostergebäude entlang der Wehrmauern. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts wurde der Kirchenhof mit dem Flügel zwischen der Kirchen und dem Uhrturm geschlossen. Die Kirche des Heiligen Wojciech hatte eine reiche, frühbarocke Innenausstattung mit einem großen Marmorhauptaltar und dem Portal, das von dem königlichen Architekten, Mateo Castello, entworfen wurde. Die Kriege mit Schweden gingen an dem Orden nicht vorbei. Besonders zerstört wurde die Abtei im Jahre 1705. Die Abtei wurde damals völlig geraubt, und die Bibliothek mit dem Archivum verbrannt. Im Jahre 1781 wurden die Benediktiner nach Pułtusk gebracht. In die Gebäude wurde das Piesterseminar aus dem Haus zu den Hörnern verlegt. Im Jahre 1856 wurde die Kirche liquidiert und in drei Etagen geteilt, so dass die Schule vergrößert werden konnte. Der Altar wurde in die Pfarrkirche, und das Portal nach Bądkowo Kościelne verlegt. Nach dem Januaraufstand wurde das Gebäude durch die russische Behörde übernommen, hier wurde ein staatliches Mädchengymnasium gegründet, das bis zum Ersten Weltkrieg tätig war. In der Zwischenkriegszeit gab es hier eine Musikschule für Kantoren und eine Privatwohnung. In den 60. Jahren des 20. Jahrhunderts nach der grundsätzlichen Renovierung und Umbau wurde hier das Masowische Museum verlegt, das zur Verfügung der Besucher im Jahre 1973 gestellt wurde. Seit 2005 befindet sich das Masowische Museum in einem Jugendstilhaus an der Tumska-Straße 8. Nach der folgenden Renovierung bilden die ehemalige Benediktinerabtei und das kleine, für das Museum im Jahre 1903 erbaute Gebäude neben der Kathedrale das Diözesan-Museum.
Seit dem 16. Jahrhundert wurde das Gebiet der Kirche systematisch vergrößert, so dass letztendlich das ganze Gebiet der Anhöhe zum Bischof gehörte. Von dem ehemaligen, mittelalterischen Schloss ist nur der Uhrturm erhalten geblieben, die ehemalige Bastei, die erhöht und um 1492 zu einem Kirchenglockenturm umgebaut wurde. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts wurde der Turm mit einem Barockhelm verziert, und der Adelturm wurde im Jahre 1796 um eine Hälfte gesenkt. Es sind auch Reste der Mauern erhalten geblieben, an denen ein Flügel des Benediktinerklosters anlegte. In den 20. Jahren des 19. Jahrehunderts wurde die Anhöhe in Ordnung gebracht, auf dem Gebiet der Anhöhe wurde ein Park mit Kastanienbäumen angelegt, der von den Einwohnern „Za Tumem” genannt wird.